Haus der Musik Zams

Der Weg zum neuen Probelokal: Von der Projektidee zur Verwirklichung des lang ersehnten neuen Probelokals der Musikkapelle Zams

Nach jahrzehntelanger Nutzung des Probelokales im Kellergeschoss des Kindergartens reifte Anfang 2005 unter den Musikanten und Ausschussmitgliedern die Idee, eine Adaptierung des Probelokales in Bezug auf die zeitgemäßen akustischen, technischen und räumlichen Anforderungen an diesen Raum. Einhergehend mit der sich ändernden Blasmusikliteratur, sowie der stetigen Steigerung des Ausbildungsniveaus des Nachwuchses und somit des musikalischen Niveaus der Musikkapellen war dies auch bei der Musikkapelle Zams zumindest ein mittelfristiges Thema. Auch hat sich die „Kapellenstärke“ in den letzten Jahren auf eine erfreuliche Anzahl von zirka 65 aktiven Musikanten/innen erhöht. Das bestehende Probelokal hatte leider nicht mehr jene Eigenschaften bzw. Funktionalität vorzuweisen, die heutzutage den diesbezüglichen Standard bzw. Stand der Technik darstellen.

"ein Musikprobelokal - Musikproberaum ist nicht irgendein Raum eines Musikvereins ... sondern DER Raum - DIE Umgebung - die professionelle musikalische Probenarbeit erst ermöglicht"

Mitglied des Bauausschuss der Musikkapelle Zams
Dipl.-Ing. Stefan Plankensteiner

Projektidee &
Projektentwicklung

Von der Musikkapelle Zams wurden infolge in Eigenregie zwei Projektsvarianten am alten Standort des Kindergartengeländes ausgearbeitet sowie die diesbzgl. Projektkostenschätzungen erstellt. Im Februar 2007 hatte der mit der Planung der thermischen Sanierung der Hauptschule Zams-Schönwies beauftragte Zammer Architekt Dipl.-Ing. Robert Ehrlich die „zündende Idee“, dieses Bauvorhaben durch einen Anbau des Probelokals an den nördlichen Turnsaaltrakt zu verwirklichen. Die Platz-, Gelände-, und Zufahrtsverhältnisse erschienen optimal, die bauliche Lücke an der Nord-Ost-Ecke des Hauptschulgeländes bot sich geometrisch ideal als Bauplatz an, weiters könnte das Probelokal als Bühne für den Festsaal mitgenutzt werden. Der Baugrund war weiters im Eigentum der Gemeinde Zams. Diese dritte Projektvariante (Vorentwurf) wurde sodann durch Christian Hammerl und Stephan Wohlfarter von der Musikkapelle Zams im Detail ausgearbeitet. Nach Vorlage aller drei Projektvarianten inklusive der Grobkostenschätzungen an den Bauausschuss der Gemeinde wurde erstmals in der öffentlichen Gemeinderatssitzung vom 2.4.2007 ausführlich und durchaus mit „Skepsis“ dieses Ansinnen der Musikkapelle Zams unter den Gemeinderäten diskutiert. In den nächsten zwei Jahren erfolgten mehrere intensive Gespräche der Vereinsführung mit der Gemeinde Zams, die im Frühjahr 2010 zu einem positiven Abschluß gebracht werden konnten, Ende 2009 / Anfang 2010 konnte auch Dank der Unterstützung des Landes Tirol die Finanzierung des Projektes gesichert werden.  

Im Jänner 2009 wurde ein Bauausschuss, bestehend aus fachkundigen Mitgliedern der Musikkapelle Zams für die Planung und Abwicklung des Projektes ins Leben gerufen. Dieser konnte unter der Federführung von Hammerl Christian die Einreichplanung am 14.5.2009 fertigstellen und die erforderlichen Unterlagen der Gemeinde Zams übergeben. Die Gemeinde Zams Immobilien KG suchte in Folge um baubehördliche Bewilligung des ggst. Projektes bei der Gemeinde Zams an. Am 15.6.2009 fand die Bauverhandlung zum Projekt „Haus der Musik“ statt. Die Genehmigung des Bauvorhabens durch die Gemeinde Zams erfolgte mit Bescheid vom 22.6.2009. Dieses Projekt ist somit das erste genehmigte und in weiterer Folge realisierte Projekt der Gemeinde Zams Immobilien KG.

Planung und Architektur

Der Standort des Probelokales am Hauptschulgelände ist für die Musikkapelle Zams in Bezug auf die geographische Lage als äußerst „optimal“ anzusehen, da er einerseits direkt an den Festsaal der Hauptschule (Veranstaltungszentrum der Gemeinde) angrenzt und andererseits die unmittelbare Nähe zum Dorfzentrum und den öffentlichen Plätzen (Kirche, Musikpavillon, Kultursaal) gegeben ist. Auch die Parkplatzsituation gegenüber dem bisherigen Standort wurde für die Musikkapelle „stark aufgebessert.“ Es stehen mehr als genug Parkplätze den Musikanten/innen am Hauptschul-Vorplatz zur Verfügung. Von Anfang an, seitdem die Anbauvariante des Probelokales an den Turnsaal bzw. Festsaal feststand, war für den Bauherrn Gemeinde Zams klar, dass in Zeiten eingeschränkter Budgets ein „multifunktionales Mehrzweckgebäude“ entstehen soll, das in idealer Weise die Funktionen eines Musikprobelokales und einer Veranstaltungsbühne vereint. Diese integrierte Bühne ist ohne großen Aufwand für diverse Veranstaltungen der Gemeinde Zams und der Hauptschule Zams-Schönwies, für Theateraufführungen, Vorträge, Konzerte für Ensembles und Orchester, Festveranstaltungen und sonstige Aufführungen sofort nutzbar. Bis dato mussten die mobilen Bühnenelemente bei jeder Veranstaltung auf- und wieder abgebaut werden. Durch Verschieben der mobilen Schallschutz-Trennwandelemente mit integrierter Akustik als Abgrenzung zum Turnsaal hin wird im Handumdrehen aus dem großen Proberaum eine kleine (zirka 46 m²) oder eine große Mehrzweckbühne (zirka 165 m²) für die div. Veranstaltungen. Der Turnsaal selbst ist dann der Zuschauerraum.

Die architektonische Gestaltung des Mehrzweckgebäudes „Haus der Musik“ wurde als „harmonischer“ Zubau zur bestehenden Hauptschule Zams/Schönwies konzipiert. Der neue Baukörper entwickelt sich aus den Gebäudefluchtlinien des Turnsaales im Süden und des Geräteraumes im Westen. Das Gebäude besteht aus zwei unterschiedlichen großen und hohen Kuben. Im „großen Kubus“ befindet sich im Erdgeschoss das Probelokal bzw. die Konzertbühne und im Untergeschoss der Aufenthaltsraum mit den angrenzenden Lagerräumen. Im „kleinen Kubus“ sind die Räumlichkeiten für die Bühnentechnik, ein Büro, das Stiegenhaus sowie der Einzelproberaum und die WC-Anlagen untergebracht. Die Fassadengestaltung unterstreicht die Eigenständigkeit des neuen Baukörpers. Das gesamte Haus ist in eine Lärchenholzfassade gehüllt, die im deutlichen Kontrast zur bestehenden Hauptschule steht. Dem kubischen Baukörper wird durch eine Holzfassade Leichtigkeit verliehen, der mit einer Putzfassade optisch eher einen schweren Klotz bilden würde.

Die homogenen Körper werden mittels Fensterbändern aufgebrochen. Die Situierung der Fensterflächen im Gebäudegefüge nimmt Bezug auf die Umgebung und die markanten Berglandschaften wie die Silberspitze im Norden. Im Inneren sind die Räume neutral gestaltet um die Musikanten/innen und Benutzer in den Mittelpunkt zu rücken.

Die Räumlichkeiten bzw. die Projektgröße des Mehrzweckgebäudes „Haus der Musik“ wurden in Bezug auf die heutigen und zukünftigen Nutzungsanforderungen einer Musikkapelle mit zirka 70 bis 75 Musikanten/innen ausgelegt. Folgende Räumlichkeiten umfasst das Gebäude: Im Erdgeschoss bzw. Bühnenebene das 165 m² große Musikprobelokal, einen Büroraum, die Garderobe mit Vorraum, im Untergeschoss der Aufenthaltsraum inklusive Küche, der Einzel- und Ensemble-Probenraum, der Lager- und Archivraum sowie ein Technikraum und die WC-Anlage.

Eigenleistungen der Musikkapelle Zams

Neben den umfangreichen Ingenieurleistungen (u.a. Bautechnische Planung) wurden schlussendlich über 2.600 Arbeitstunden von 53 Musikanten/innen und 7 anderen Helfern, u.a. Ehrenmitglieder, Altmusikanten und Familienangehörige beim Bau geleistet und dies spricht für den gezeigten freiwilligen und persönlichen Einsatz im Dienste der Allgemeinheit und des Vereinswesens. Angefangen von unserer jüngsten Arbeiterin - Magdalena Juen (13 Jahre) bis hin zu unserem ältesten auf der Baustelle tätigen Arbeiter - Platter Oskar (72 Jahre) haben sehr viele Ihren Beitrag geleistet!

Bauausführung - Bauabwicklung

Nach Ausschreibung und Vergabe der Baumeisterarbeiten wurden die Rohbauarbeiten am 13.7.2009 (Schulferien) mit den Aushub- und Unterfangungsarbeiten durch die Firma Swietelsky begonnen. Der Rohbau wurde bis zum Schulbeginn Mitte September fristgerecht fertig gestellt. Es folgten die Ausbaugewerke, wie die Vollwärmeschutzarbeiten, Abdichtungs- und Spenglerarbeiten, Einbau der Fenster- und Außentüren, die Montage der Lärchenholzfassade und div. sonstige Professionistenleistungen in den Herbst- und Wintermonaten 2009/2010.

Eigenleistung an der Fassade

Die Technische Gebäudeausstattung (Heizung, Sanitär, Lüftung) sowie die Elektrotechnische Ausrüstung wurde ebenso in dieser Zeitraum installiert. Der Innenausbau sowie der Akustikbau des Probelokals wurde im Frühjahr 2010 in Angriff genommen. Zum Abschluß wurden die Außenanlagen, der Zufahrtsweg inkl. der Stützmauer, sowie die Grünanlagen im Frühjahr bis Juli 2010 fertiggestellt.

Eigenleistung im Bereich Trockenbau

Die Musikkapelle Zams und der Bauausschuss waren von Projektanfang bestrebt und bereit, Eigenleistungen in Form von umfangreichen Ingenieurleistungen (u.a. Bautechnische Planung) und handwerklichen Leistungen auf der Baustelle zu erbringen. Dies wurde als „moralische Verpflichtung des Vereins“ und als Teil der Reduzierung der Finanzierungskosten angesehen.

Eigenleistung Unterkonstruktion Boden Proberaum

Dass schlussendlich über 2.600 Arbeitstunden von 53 Musikanten/innen und 7 anderen Helfern, u.a. Ehrenmitglieder, Altmusikanten und Familienangehörige beim Bau geleistet wurden ist erfreulich und spricht für den gezeigten freiwilligen und persönlichen Einsatz im Dienste der Allgemeinheit und des Vereinswesens. Angefangen von unserer jüngsten Arbeiterin - Magdalena Juen (13 Jahre) bis hin zu unserem ältesten auf der Baustelle tätigen Arbeiter - Platter Oskar (72 Jahre) haben sehr viele Ihren Beitrag geleistet. Diese Stundensumme an Leistungen ist weiters unter dem Gesichtspunkt zu bewerten und kann demnach nicht hoch genug eingeschätzt werden, dass aufgrund der vorhandenen Altersstruktur und der Berufstruktur in unserem Verein, sowie dem Umstand dass der Anteil an weiblichen Mitgliedern im Verein ca. 40 % beträgt, fast keine handwerklich ausgebildeten Musikanten/innen in der Musikkapelle zur Verfügung standen.

Eigenleistung Akustikverkleidung Einzelproberaum

Die Musikkapelle Zams glaubt mit diesen Leistungen den Einsatz und das Engagement bewiesen zu haben; dies ist für eine Musikkapelle neben den ständigen üblichen Vereinsverpflichtungen nicht selbstverständlich! Weiters dürfte es sicher unter den Tiroler Blasmusikkapellen einmalig sein, ein solches Ausmaß an Leistungen für ein Projekt der Gemeinde beigesteuert zu haben.

Eigenleistung von vielen verschiedenen Kleinigkeiten

Die Große ERÖFFNUNG

Nach mehrjähriger Projektentwicklungsarbeit und Planungsarbeit sowie einer einjährigen Bauzeit war es nun soweit, die Gemeinde Zams, die Gemeinde Zams Immobilien KG und die Musikkapelle Zams konnten die Bevölkerung von Zams, Blasmusikfreunde, Projektbeteiligte und Gönner zur Eröffnung des Mehrzweckgebäudes "Haus der Musik" am Samstag, den 18.9.2010 einladen.

Die Begrüßung der Ehrengäste sowie die Einleitungsworte nahm Obmann Ing. Stephan Wohlfarter vor. Der Beginn des Festaktes wurde durch eine Bläsergruppe der Musikkapelle Zams feierlich eröffnet, die Segnung und Einweihung der Räumlichkeiten des Mehrzweckgebäudes „Haus der Musik“ erfolgte anschließend durch Pfarrer Mag. Lic. Herbert Traxl. In den Festansprachen des Bürgermeisters Mag. Siegmund Geiger, des Obmannes der Musikkapelle Zams Ing. Stephan Wohlfarter und des Präsidenten der Musikkapelle Zams, Landeshauptmann Günther Platter, wurde die  Entstehungsgeschichte, die Bauabwicklung, die Wichtigkeit und Notwendigkeit des
zeitgemäßen, zukunftsorientierten Mehrzweckgebäudes bzw. des multifunktionellen Probelokales erläutert und mit sichtlichem Stolz und mit Freude als gelungene Investition präsentiert. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung durch ein kurzes Festkonzert der Musikkapelle Zams. Anschließend konnten alle Interessierten die Räumlichkeiten besichtigen. Der Bau wurde dabei in akustischer, optischer und funktioneller Hinsicht als vorbildliche Investition der Gemeinde Zams von der Bevölkerung wahrgenommen.

Schlussbetrachtung

Mit dem Bau des Mehrzweckgebäudes „Haus der Musik“, das in idealer Weise die Funktionen eines Musikprobelokales und die einer Mehrzweck-Veranstaltungsbühne vereint, ging ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung. Er wird für unseren Verein eine wesentliche Grundlage sein, um den hohen musikalischen Anforderungen auch weiterhin gerecht zu werden. Mit dem akustisch und technisch optimal ausgestattetem Probelokal sowie den durchdachten Neben- und Lagerräumlichkeiten ist eine professionelle Vereinsarbeit für die Musikkapelle in den nächsten Jahrzehnten möglich.